Faszinierender Blick auf die Heimat Natur
Wer den Blick rundum schweifen lässt, kann auch in Deutschland faszinierende Natur sehen und fühlen. PUBLIC-Autor Tobi Schulz hat sich mit Regisseur Jan Haft über seinen neuen Film „Heimat Natur“ unterhalten.
Der Biologe Jan Haft ist mittlerweile ein vielfach ausgezeichneter Natur- und Tierfilmer, seine Filme wurden sowohl im Kino als auch im Fernsehen gezeigt. Sein erstes Buch „Die Wiese. Lockruf in eine geheimnisvolle Welt“ erschien 2019 parallel zu seinem Kinofilm „Die Wiese – ein Paradies nebenan“ – beide waren ein großer Erfolg. Nun hat der Regisseur, der mit seiner Frau und drei Kindern auf einem Bauernhof im Isental bei München lebt, seinen neuen Film „Heimat Natur“ fertig abgedreht und zeigt ihn am 9. November im Audimax. Grund genug, sich einmal mit ihm zu unterhalten – um mehr über die Faszination zu erfahren, die die hiesige Natur auf ihn ausübt. Mit welchem Blick schaut er auf unsere Natur? Auf die Frage, wie er denn entdeckt habe, dass er von der Natur fasziniert ist, lacht Haft. „Irgendetwas scheint da in meiner Kindheit schief gelaufen zu sein. Schon als kleiner Junge war ich ein großer Fan von Eidechsen und Schlangen. Ich beobachtete Blindschleichen und wünschte mir zum Geburtstag Reptilien. Meine Eltern waren erst nicht wirklich begeistert, wir fanden aber durch schulische Anreize eine Lösung.“ So gab es für gute Noten statt Taschengeld ein Terrarium. Als dann auch die Eltern begriffen haben, dass es Haft mit dem Thema Natur ernst meint, förderten sie sein tiefes Interesse. Bevor der Regisseur in seiner Jugend für verschiedenste Naturschutz– und Käfervereine tätig wurde, konnte er sich schon mit 11 Jahren beim Film beweisen. Ein Naturfilmer verzweifelte an der Aufgabe, im hiesigen Moor Kreuzottern zu finden, die er gerne filmen wollte. Der kleine Haft (mittlerweile durch verschiedene Expositionen geschult, wo sich selten zu findende Tiere versteckten) wusste, wo sie zu finden waren. So entstand die erste Mitarbeit bei einem Naturfilmprojekt. Es folgten Fernsehabende mit Naturfilmen, bevor Haft selbst mit der Kamera loszog. Erst nur in heimischen Regionen, später um den ganzen Globus, bis hin zur Südsee. Das Tarnen und Filmen mit diversen Spezialobjektiven waren ein Lernprozess, der schnell vonstattenging. „Heinz Sielmann war als bekannter Naturfilmer natürlich mein größtes Vorbild. Die ganze Faszination, unberührte Natur in hochauflösenden Bewegtbildern festzuhalten, hat mich nicht mehr losgelassen.“ Das Feedback der vergangenen Filmprojekte gibt weiterhin Antrieb, sogar Landwirte bedankten sich bei ihm für die großartigen Tipps zum Naturschutz im Film „Die Wiese“. „Wir haben solch eine wunderbare Naturvielfalt direkt vor unserer Haustür. Man kann die Natur schützen, ohne dass es gleich viel kostet. Auch Landwirte können einen modernen, systemischen Schutz umsetzen und dabei schwarze Zahlen schreiben.“ Und das funktioniert nicht nur auf der anderen Seite dieser Welt, sondern auch bei uns in der Heimat. „Heimat ist da, wo wir aufwachsen oder uns dauerhaft niederlassen. Und diese Heimat ist stets auch von Natur geprägt. Diese verändert und gestaltet der Mensch heute mehr als jedes Naturgesetz.“ Deswegen sollte der Film „Heimat Natur“ eine bildgewaltige Reise durch die Natur unserer Heimat, von den Gipfeln der Alpen bis an die Küsten und in die Tiefen von Nord- und Ostsee werden. Bei dem filmischen Streifzug können Zuschauer dampfende Wälder entdecken, flirrende Moore, rosablühende Heiden und die bunte Kulturlandschaft rings um Dörfer und Städte. Außergewöhnliche Bilder zeigen die Natur von ihrer schönsten Seite und untersuchen dabei den Zustand der heimischen Lebensräume. Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen sowie intime Aufnahmen von wohlvertrauten und unbekannten Arten, manche zum ersten Mal gefilmt, machen den Film zu einem cineastischen Naturerlebnis für die ganze Familie. „Ich wollte gerne eine Liebeserklärung an unsere heimischen Lebensräume und das harmonische Miteinander von Mensch und Natur schaffen.“ Die wichtigste Aufgabe: Unsere Natur zu bewahren und wiederherzustellen, wenn dies nötig ist. „Ich bin Optimist, was den Schutz unserer Natur angeht. Eigentlich 51 Prozent Naturschützer, 49 ProzentFilmer. Obwohl ich schon in der ganzen Welt unterwegs war, liegt mein Fokus auf der hiesigen Natur, die ganz viele wunderbare Ecken hat.“ Zudem leiht Benno Fürmann dem Film seine Stimme und nimmt den Zuschauer mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme auf eine Reise durch die heimische Natur. Auch auf die Frage, welche Vision er als Naturschützer habe, hat Haft eine eindeutige Antwort. „Schauen wir uns einmal beispielhaft das ‚Höfesterben‘ an. Mittlerweile gibt es nur noch ein Viertel von den landwirtschaftlichen Betrieben, die es in meiner Kindheit gab. Wenn die Landwirtschaftsförderung nicht mehr mit unglaublichen Zuschüssen verbunden wäre, sondern viel mehr Bauern unterstützt würden, die nachhaltig arbeiten, wäre ein großes Problem gelöst. Die nachhaltige Weidehaltung, ohne Medikamente, mit einem Tier pro Hektar, das würde den natürlichen Naturkreislauf wieder in Gang bringen.“ Eine Förderung der Biodiversität könne sich somit positiv auf die Kreisläufe auswirken, die durch die Industrialisierung der letzten 200 Jahren zerstört worden sei. „Ich hoffe inständig auf einen Bewusstseinswandel, auch in der Politik. Tiere in engen Ställenhalten ist ein großer Fehler. Das Schaffen von wilden Weiden kann sogar das Insektensterben rückläufig werden lassen. Wir müssen Tiere wieder in die Natur bringen, damit die Kreisläufe wieder, wie in den letzten Millionen Jahren, laufen können. Damit ist nichts verloren, sondern viel gewonnen.“
Am Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr präsentiert Haft seinen Film „Heimat Natur“im Audimax. Tickets kosten 10 Euro (Studierende und Schüler erhalten 3 Euro Rabatt), die Erlöse kommen dem Förderverein Inner Wheels Club für gemeinnützige Zwecke zugute. Karten gibt es am Veranstaltungsabend vor dem Audimax oder im Vorverkauf bei der Otto Otto GmbH, Bergsteinweg 9. Mehr Infos zum Film: www.heimatnatur-derfilm.de.