20 Jahre Galerie im Stammelbachspeicher

Alles nur aus Liebe

Die Galerie im Stammelbachspeicher feiert ihren zwanzigsten Geburtstag. Im September steigt eine große Jubiläumsparty. PUBLIC-Redaktionsleiter Kilian Schwartz sprach vorab mit dem Fördervereinsvorsitzenden Norbert Hilbig über die Anfangszeit, Bad Boy-Künstler und Lebkuchenherzen.

 

Herr Hilbig, woher stammte die Idee zur Galerie im Stammelbachspeicher?

Ursprünglich stammt die Idee von Paul König, der damals Vorsitzender des Bundes Bildender Künstlerinnen und Künstler Hildesheim – BBK – gewesen war. Der BBK stellte damals regelmäßig seine Jahresausstellungen im Roemer- und Pelizaeus-Museum aus. Dort waren irgendwann die Kosten zur Nutzung erhöht worden. Die Künstlervereinigung, chronisch knapp bei Kasse, musste andere geeignete Ausstellungsräume suchen. König, damals Professor an der Fachhochschule, war befreundet mit Konrad Krüger, dem unter anderem die Firma Stammelbach gehört. Dessen Speichergebäude in der Wachsmuthstraße stand zu der Zeit leer – Krüger bot dem BBK an, die Räumlichkeiten auszubauen und für Ausstellungszwecke zu nutzen. Die zwanzig, dreißig Mitglieder des BBK haben darauf mit viel Energie und Schweiß die Galerie hergerichtet. Finanziert wurde das Ganze teils von der Sparkasse, teils von Krüger selbst. Da der BBK selbst keine eigenen Einnahmen generieren darf, wurde damals ein Verein gegründet, der „Förderverein für Bildende Künstlerinnen und Künstler in der Region Hildesheim“ – ein eher umständlicher Name. Die erste Ausstellung in der Galerie war dann eine Schau mit Werken von Paul König. Die Eröffnungsrede habe ich gehalten.

 

Welche DNA steckt in der Galerie?

Es ist der prominenteste und attraktivste Ausstellungsort in der Region und hat inzwischen weit über die Grenzen Hildesheims einen sehr guten Ruf. Im Laufe der Jahre hatten wir viele prominente Künstler zu Gast und haben viele Veranstaltungen durchgeführt. Unter anderem konnten wir mit dem Staatstheater Hannover „Nipple Jesus“ von Nick Hornby zeigen, Wolf Biermann war zweimal hier war, genau wie Klaus Staeck, damaliger Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Auch die Sammlung Falckenberg, eine der bedeutendsten Sammlungen weltweit, war hier ausgestellt. Gleichzeitig ist die Galerie für viele regionale Künstler, die wir ja überwiegend ausstellen, ein prominenter Ort geworden.

 

Welche Ausstellungen haben Sie in der Zeit als besonders herausragend empfunden?

Möglicherweise sind Sie etwas zu jung, um ihn zu kennen, aber als Burkhard Driest, einstiger Bankräuber und Autor des Theaterstücks „Die Verrohung des Franz Blum“, mit vernarbtem Gesicht und Bad Boy-Attitüde, eine große Ausstellung bei uns hatte, das war für mich eine der stärksten Ausstellungen. Aber auch meine Hildesheimer Lieblingskünstler Paul Kunowski und Marion Lidoldt sind immer wieder toll.

 

Inwiefern hat die coronabedingte Schließung der Galerie Ihnen geschadet? Hatten Sie wirtschaftliche Einbußen?

Im Gegenteil, wir haben Geld gespart! Der Verein finanziert sich ausschließlich über Mitglieder und Spenden. Bei uns ist alles umsonst – selbst der Wein, den sie zur Vernissage gereicht bekommen, kostet sie nichts. Wir verschicken regelmäßig Einladungen an knapp 900 Menschen – allein der Wegfall der Kosten für das Porto hat uns 400 Euro gespart. Für die Künstler, die ja auf die öffentliche Wahrnehmung angewiesen sind, ist es hingegen natürlich schwer, wenn Ausstellungsorte geschlossen sind.

 

Verraten Sie, was bei der großen Geburtstagsparty im September geplant ist?

Wir rechnen mit 300 Gästen. Weil wir die nicht alle in die Galerie bekommen, findet das Ganze gegenüber bei der Firma Stammelbach statt. Dort sind eine Menge spannender Dinge geplant, unter anderem gestalten die Lichtdesigner der HAWK ein großes Lichtspektakel. Der Abend steht unter dem Thema „Alles nur aus Liebe“.

 

Das klingt blumig.

Genau, so soll es auch sein. Die Gäste schreiten blumig durch einen Lichtwolkenhimmel ins Gebäude hinein, drinnen warten Überraschungen, Lebkuchenherzen können selbst beschriftet werden. Es gibt ein großes Catering, mehrere Bands spielen, Malaktionen stehen bereit. Das wird ein tolles Fest.

 

Die Geburtstagsparty findet am 3. September statt. Weitere Infos dazu gibt es unter www.galerieimstammelbachspeicher.de. Vom 28. August bis 25. September zeigt die Galerie zwei Ausstellungen: „Streifzüge“ von Elke Lennartz und Anna Ullrich  sowie „Begegnung – freie und angewandte Grafik“ von Paul König. Die Vernissage ist am 28. August um 11.15 Uhr. Geöffnet ist die Galerie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

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